Antike Schmuckstücke von Barock bis Art Déco
Barock (ca. 1600–1750)
Der Barock ist geprägt von einer pompösen demonstrativen Darstellung von Macht. Schmuckstücke dieser Zeit sind monumental, reich verziert und stark symbolisch aufgeladen: Große Broschen, schwere Colliers und aufwendige Ohrringe aus luxuriösen Materialien wie Gold, Perlen, Rubine, Smaragde und Diamanten zeigen die Meisterschaft der Goldschmiedekunst. Die Designs sind symmetrisch und detailreich graviert, oft mit komplexen Fassungen versehen.
Rokoko (ca. 1730–1770)
Mit dem Rokoko wird die barocke Schwere von Leichtigkeit, Verspieltheit und Sinnlichkeit abgelöst. Schmuckstücke dieser Epoche zeichnen sich durch asymmetrische, oft florale Motive aus – darunter Muscheln, Rocaillen und Schleifen. Farbenfrohe Edelsteine wie Rubin, Smaragd und Saphir sowie mehrfarbiges Emaille dominieren das Bild. Die politische Umwälzung durch die Französische Revolution sowie archäologische Funde in Pompeji und Herculaneum fördern eine neue Strenge in der Gestaltung.
Klassizismus (ca. 1770–1800)
In der Rückbesinnung auf die griechisch-römische Antike wird der Schmuck in der Zeit des Klassizismus klarer, reduzierter und insgesamt ruhiger. Farben treten in den Hintergrund; Weiß – in Form von Diamanten und Perlen – wird stilprägend. Neue Materialien wie Eisen und geschliffener Stahl kommen auf und verleihen den Stücken eine kühle Eleganz.
Empire (ca. 1790–1815)
Mit dem Aufstieg Napoleons Empire kehren Pracht und Größe zurück und Schmuck wird wieder zu einem Ausdruck von Macht und Repräsentation. Typisch für das Empire sind opulente Diademe, großformatige Colliers, prachtvoller Haarschmuck und Broschen. Gold dominiert erneut, und große, farbige Edelsteine finden vermehrt Verwendung. Der frühere Minimalismus des Klassizismus weicht einem Stil, der zugleich antik inspiriert und machtvoll inszeniert ist.
Das 19. Jahrhundert war eine Zeit großer gesellschaftlicher Umbrüche, technischer Entwicklungen und politischer Umwälzungen. Und all das spiegelte sich auch im Schmuck wider. Zwischen bürgerlicher Sentimentalität, historischer Rückbesinnung und zunehmender Industrialisierung entstand eine Vielzahl an Stilrichtungen, die von persönlicher Erinnerung bis zu repräsentativer Opulenz reichten.

Biedermeier (ca. 1815–1848)
Nach den napoleonischen Kriegen wandte sich die Gesellschaft zunehmend dem Privaten zu, auch im Schmuckdesign. Der Biedermeier-Schmuck wurde persönlicher, gefühlsbetonter und bürgerlicher. Typisch waren Medaillons mit Haarlocken oder Miniaturporträts, Symbolformen wie Herzen, Kreuze und Anker sowie der Gebrauch schlichter Goldfassungen. Wegen der Materialknappheit ersetzten alternative Stoffe wie Haar, Horn, Tombak oder Schaumgold das wertvolle Edelmetall. Beliebt waren Türkise und böhmische Granate, die in erschwinglichen Legierungen verarbeitet wurden.
Besonders im frühen Biedermeier spiegelte sich die klassizistische Ästhetik noch wider – ergänzt durch patriotisch motivierten Eisenschmuck als Folge der napoleonischen Befreiungskriege. Der Schmuck dieser Epoche war schlicht im Stil, aber reich an emotionaler Symbolik.


Historismus (ca. 1830–1900)
Der Historismus war geprägt von einer bewussten Rückschau auf vergangene Stilrichtungen. In dieser eklektischen Epoche wurden Elemente aus Gotik, Renaissance, Barock und Antike wiederbelebt und kreativ neu interpretiert. Schmuckstücke waren oft aufwendig gearbeitet, reich verziert und repräsentativ. Technische Errungenschaften wie die Industrialisierung und neue Fertigungsmethoden ermöglichten eine größere Vielfalt und auch eine breitere Produktion – der Übergang zur Massenware begann. Granatschmuck erlebte eine neue Blütezeit, ebenso wie Schmuck mit Schlangenmotiven, Emaillearbeiten oder Korallenketten. Diese Epoche vereint handwerkliche Qualität mit industrieller Innovation – nostalgisch im Stil, modern in der Produktion.

Viktorianisches Zeitalter (1837–1901)
Das Viktorianische Zeitalter unter der langen Regentschaft von Königin Victoria hinterließ auch im Schmuckdesign deutliche Spuren. Die Epoche wird in drei Phasen unterteilt:
Die Frühviktorianische Phase (Romantik) war geprägt von sentimentalen Motiven – floraler Schmuck, Haarkunst und symbolträchtige Anhänger dominierten.
In der Mittelviktorianischen Phase (Trauerperiode) nach dem Tod von Prinz Albert trugen viele Frauen Gedenkschmuck aus Jet (Gagat), Onyx oder Haar.
Später, in der Spätviktorianischen Phase, kehrte Farbe in die Schmuckwelt zurück: Tier- und Insektenmotive, Farbedelsteine und kunsthandwerkliche Miniaturarbeiten bestimmten das Bild.
Trotz industrieller Fertigung blieb der viktorianische Schmuck vielfältig, bedeutungsvoll und reich an versteckten Botschaften.


Belle Époque (ca. 1884–1914)
In der Belle Époque - ein Zeitalter des Wohlstands, der Eleganz und gesellschaftlichen Aufbruchs in Europa – spiegelt sich die Lebensfreude und der kulturellen Optimismus vor dem Ersten Weltkrieg auch in der Schmuckgestaltung wider. Neue Techniken ermöglichten eine nie dagewesene Leichtigkeit: Farbedelsteine wie Saphir, Rubin oder Smaragd wurden zusammen mit Diamanten in filigranen Fassungen kunstvoll arrangiert. Der Schmuck dieser Zeit war raffiniert und technisch anspruchsvoll und wandelbar – Broschen konnten als Anhänger getragen, Colliers zu Armbändern umfunktioniert werden.


Jugendstil (1890–1920)
Der Jugendstil – Avangarde der Moderne - markiert den Beginn einer neuen Epoche, die organische Formen, geschwungene fließende Linien und Naturmotive wie Libellen, Pfauen oder Frauenfiguren in den Mittelpunkt stellt. Materialien wie Emaille, Horn, Mondstein oder Opal werden kunstvoll verarbeitet, sodass Schmuck weniger als Statussymbol, sondern vielmehr als Ausdruck von Individualität und Kreativität verstanden wird. Inspiriert von Natur und Mythologie zeigen die Schmuckstücke florale Elemente, figürliche Darstellungen und symbolisch aufgeladene Motive, die in feinster Handwerkskunst umgesetzt werden. Besonders die aufwendige Emaillearbeit sowie der Cabochon-Schliff prägen den Stil. Der Jugendstil - auch als Art Nouveau bekannt - war eine künstlerische Reaktion gegen die industrielle Massenproduktion, mit dem Ziel, Einzigartigkeit und Harmonie von Natur, Kunst und Handwerk zu verbinden.

1910er Jahre – Übergang vom Jugendstil zum Art Déco
In der Zeit vor dem Ersten Weltkrieg war Schmuck noch stark vom floralen, verspielten Charakter des Jugendstils geprägt. Dennoch kündigte sich in den 1910er Jahren bereits ein stilistischer Wandel an. Der Schmuck wurde schlichter, geometrischer und funktionaler. Edelmetalle wie Platin und das damals noch neue Weißgold kamen verstärkt zum Einsatz. Zwar dominierten noch organische Elemente, doch erste Anklänge an klare Linien und eine abstrahierende Formensprache – Vorboten des Art Déco – wurden sichtbar.