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Gruen Uhren aus zweiter Hand

Deutsches Know-How, amerikanisches Unternehmertum.

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Gruen Uhren - Erfolgreicher amerikanischer Uhrenhersteller seit 1893

Unternehmergeist und Handwerk kombiniert

Im Jahr 1867 emigrierte der deutsche Uhrmacher Dietrich Gruen aus dem rheinhessischen Osthofen in die USA. Nach seiner Hochzeit mit der Uhrmacherstochter Pauline Wittlinger arbeitete er zunächst einige Jahre für seinen Schwiegervater in Delaware in Ohio und beantragte bereits mit 27 Jahren ein Patent für einen verbesserten Minutenrad-Sicherheitstrieb in Uhrwerken. Dieses Erfindungsjahr 1874 sollte später als Gründungsdatum der "Gruen Watch Company" vermarktet werden. Zunächst gründete Gruen im Jahr 1876 noch mit einem Partner die "Columbus Watch Manufacturing Company" in Columbus/Ohio. Diese sehr erfolgreiche Firma geriet aber infolge der „Panik von 1893“ in wirtschaftliche Schwierigkeiten und Dietrich Gruen verließ 1894 die das Unternehmen kurz vor dem Bankrott.

Noch im selben Jahr, als er die Columbus Watch Manufacturing Company verließ, gründete er zusammen mit seinem Sohn Frederick (Fritz) Gruen die Uhrwerkefabrik D. Gruen & Son. Gemeinsam entwickelten sie ein vollkommen neues Uhrwerk. Die Uhrwerke sollten zunächst in Deutschland produziert und von dort nach Amerika exportiert werden. Frederick Gruen, der von 1892 bis 1893 die Deutsche Uhrmacherschule in Glashütte besucht hatte, lernte während seines Studiums Paul Assmann kennen, dessen Familie in Glashütte eine angesehene Uhrenmanufaktur betrieb. Da die USA gerade in eine ökonomische Krise gerutscht und in Glashütte die notwendigen Fachkräfte vorhanden waren, gründeten die beiden zusammen 1894 die „Grünsche Uhrenfabrikation Grün und Assmann“ in Glashütte. Ziel war es, eine industrielle Uhrenproduktion nach amerikanischem Vorbild in Glashütte zu etablieren. Die notwendigen Maschinen wurden aus den USA eingeführt, und bereits im nächsten Jahr wurden 1800 Uhren produziert. Ein speziell für den amerikanischen Markt entwickeltes Taschenuhrwerk wurde über viele Jahre in Glashütte gefertigt und in den USA in die Gruen-Uhren eingebaut. Neben den Assmann-Uhrwerken verkaufte Gruen zu jener Zeit auch Uhren mit einem LeCoultre-Uhrwerk.

Time Hill

Mit zunehmendem wirtschaftlichem Erfolg musste Gruen im Jahre 1917 die angestammten Produktionsräume im Zentrum von Cincinnati verlassen und baute außerhalb der Stadt auf einem Hügel eine neue Firmenzentrale. Der Gebäudekomplex, den man „Time Hill“ nannte, war einer mittelalterlichen Gildenhalle nachempfunden und wurde bis in die 1930er Jahre nach und nach erweitert. In Time Hill wurden die Gruen-Uhren aus Schweizer Uhrwerken und amerikanischen Uhrgehäusen, Armbändern, Uhrgläsern etc. montiert und justiert. Außerdem befanden sich hier eine Reparaturwerkstatt, Verkaufsräume und die Verwaltung.

Da Time Hill in Cincinnati ein großer Erfolg war, wollte Gruen auch in der Schweiz einen ähnlichen Gebäudekomplex errichten. Der Architekt G. C. Burroughs, der bereits Time Hill erbaut hatte, kämpfte aber mit dem Widerstand der Schweizer Behörden, denen das Gebäude zu verspielt war. Schließlich konnte 1922 die Precision Factory in Biel eröffnet werden, wo fortan die besten Uhrwerke für Gruen hergestellt werden sollten. Das neue Gebäude lag genau gegenüber der Uhrenwerke Aegler SA, mit denen man weiterhin eng kooperierte. Gruen und die Uhrenfirma Rolex, die zu dieser Zeit keine eigene Produktion unterhielt, waren in den 1920er Jahren die größten Kunden der Uhrenwerke Aegler. Beide hatten sich auch finanziell an der Firma beteiligt. Der vollständige Name der Firma war zu jener Zeit „Aegler, Société Anonyme, Fabrique des Montres Rolex & Gruen Guild“.

Gruen Watch Company

Im Jahr der Eröffnung der Precision Factory wurden die Einzelfirmen „D. Gruen, Sons & Company“, „The Gruen National Watch Case Company“ (beide Cincinnati/USA) und „The Gruen Watch Manufacturing Company“ in Biel/Schweiz zur „Gruen Watch Company“ vereint. Ihr stand künftig Frederick Gruen als Präsident vor. Mitte der 1920er Jahre war Gruen der größte und erfolgreichste Uhrenhersteller in der seinerzeit florierenden Uhrenindustrie der USA. Firmen wie Gruen, Hamilton, Bulova, Elgin, Waltham und Illinois bedienten das obere Marktsegment.

Alpina Gruen Gilde SA

Bereits 1883 war die „Schweizerische Uhrmacher-Corporation“ als Vereinigung der führenden Schweizer Hersteller und Händler von Uhren gegründet worden. Bald darauf begann man mit der Herstellung und dem Vertrieb eigener Uhrwerke und vermarktete unter dem Namen Alpina nur die Uhren der besten Qualität. Bis in die 1920er Jahre hatte sich Alpina einen guten Ruf und ein großes Händlernetz zugelegt. Da Gruen auch in Europa Fuß fassen wollte, fusionierte die Gruen Watch Company 1929 mit der Genossenschaft Alpina Union Horlogère und gründete die SA Alpina Gruen Gilde SA. Im Jahr 1930 verfügte die neue Firma über ein Vertriebsnetz von 1575 Einzelhändlern v.a. in Europa. Da aber die politischen Verhältnisse einer europäisch-amerikanischen Zusammenarbeit entgegenstanden und Gruen infolge der Weltwirtschaftskrise in wirtschaftliche Schwierigkeiten geriet, wurde die Alpina Gruen Gilde SA 1939 wieder aufgelöst. Bereits 1934 hatte Gruen auch seine Anteile an Aegler an den Partner Rolex verkauft, der Aegler später vollständig übernahm.

Rückzug der Familie

Im Zuge der Weltwirtschaftskrise fielen die Verkäufe von Uhren in den USA von über 5 Millionen Stück im Jahr auf ca. 800.000. Kunden fragten auch vermehrt günstige Modelle nach, die Gruen zu diesem Zeitpunkt nur bedingt anbieten konnte. Im Jahr 1935 hatte Gruen Schulden in Höhe von 1,8 Millionen Dollar angehäuft. Banken und Aktionäre forderten daher einen Neuanfang. Frederick Gruen wechselte darauf im Jahr 1935 im Alter von 63 Jahren als Vorsitzender in den Aufsichtsrat und machte Platz für den 43 Jahre alten Benjamin Samuel Katz (1892−1969). Katz kannte die Industrie von seiner Tätigkeit bei dem Uhrgehäusehersteller Katz & Ogush in New York, der Uhrgehäuse für viele verschiedene Uhrenhersteller fertigte. Frederick Gruen ging 1940 in den Ruhestand, war aber noch Mitglied des Aufsichtsrats bis zu seinem Tod im Jahr 1945. 1953, ein Jahr nach dem Tod von George Gruen, verkaufte die Familie ihre Anteile an der Firma, die im selben Jahr ihren wirtschaftlichen Höhepunkt erreichte, mit den höchsten Verkäufen in der gesamten Firmengeschichte.

Gruen Industries

Nach dem Abschied der Familie verlor die Firma ihren Fokus und versuchte in andere Geschäftszweige zu diversifizieren. Dies äußerte sich auch im Namen der in Gruen Industries geändert wurde. Die Uhrenherstellung war nur noch einer von mehreren Geschäftszweigen. Im Mai 1956 kaufte man den kanadischen Ableger der Firma Waterman Pen, um ihn im November mit einem Verlust weiterzuverkaufen. Vorher hatte man zur Finanzierung noch die eigene kanadische Vertriebsfirma verkaufen müssen. Erschwerend kam hinzu, dass Gruen einen 8 Millionen Dollar schweren Regierungsauftrag verlor und zusätzlich von heftigen Kartellrechtsklagen überzogen wurde. 1958 wurde schließlich Gruen Industries aufgelöst und die Teile verkauft.

Time Hill wurde 1958 geschlossen und die Uhrenproduktion nach New York verlagert, wo noch 15 Jahre lang weiter mechanische Uhren produziert wurden. Eine Wiederbelebung der Firma im Jahr 1976 scheiterte am Missmanagement und dem Siegeszug der Quarzuhren, der die ganze Uhrenindustrie auf den Kopf stellte. Anfang der 1990er Jahre brachte die Firma „M. Z. Berger and Company“, die zwischenzeitlich die Markenrechte gekauft hatte, eine Reihe an Replikas alter Gruen-Uhren mit Quarzuhrwerk auf den Markt. Heute finden sich nur noch gebrauchte Gruen-Uhren im Handel. In der Zwischenzeit haben sich, ähnlich wie bei anderen Uhrmarken auch, Sammler der Pflege der Historie dieser einstmals so angesehenen Uhrenmarke angenommen. Die Precision Factory wurde in der Folge an Rolex verkauft, die das Gebäude heute für ihre Verwaltung nutzt.